Intensivmedizin up2date 2011; 7(2): 85-100
DOI: 10.1055/s-0030-1256403
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schmerztherapie auf der Intensivstation

Jens  Keßler, Cornelius  J.  Busch, Birgit  Trierweiler-Hauke, Stefan  Hofer
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 May 2011 (online)

Preview

Einleitung

Definition. Schmerz wird von der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (IASP) definiert als ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird [1].

Schmerzursachen. Schmerzen bei Intensivpatienten können unterschiedlichste Ursachen haben. Häufig treten Schmerzen in Folge der Grunderkrankung auf. Viele Patienten haben deshalb schon vor Aufnahme in den intensivmedizinischen Bereich eine entsprechende medikamentöse Dauertherapie – manche aufgrund eines chronischen Leidens sogar ein multimodales Schmerztherapiekonzept.

Weitere Schmerzursachen sind Operationen sowie zahlreiche bei der Intensivtherapie notwendige und regelmäßig wiederkehrende Maßnahmen, z. B. das Anlegen oder Wechseln von Kathetern und Drainagen, eine endotracheale Intubation sowie pflegerische Maßnahmen wie Verbandwechsel, Absaugen der Atemwege, Mobilisierung und gezielte Physiotherapie.

Schmerztherapie. Patienten benötigen eine suffiziente Schmerzausschaltung während einer intensivmedizinischen Behandlung sowohl in der initialen postoperativen Phase (Akutschmerztherapie) als auch langfristig in Hinblick auf die Verlegung auf eine periphere Station oder in eine Rehabilitationseinrichtung. Beides soll nicht nur der Patientenzufriedenheit, sondern vor allen Dingen der Stressreduktion und der Vermeidung von Chronifizierungsmechanismen dienen.

Hierzu benötigen Intensivpatienten sowohl eine adäquate basale Schmerztherapie als auch eine individuell angepasste Bedarfsmedikation für iatrogen und pflegerisch verursachte Schmerzen. Gerade Letztere erfordern unabhängig von der basalen Schmerztherapie eine kurzfristige hochpotente Analgesie.

Ziel einer suffizienten Schmerzausschaltung und psychovegetativen Abschirmung ist die für den Genesungsprozess wichtige Stressreduktion.

Die im Verlauf einer längerfristigen Intensivtherapie oft beschriebenen psychischen Veränderungen sollen hierdurch auf ein Mindestmaß reduziert werden.

Voraussetzungen zur Schmerztherapie. Um der Komplexität der intensivmedizinischen Schmerztherapie gerecht zu werden, wurde die AWMF-Leitlinie „Analgesie, Sedierung und Delirmanagement in der Intensivmedizin” mit allen Elementen systematischer Entwicklung (S3) sowie mit interdisziplinärem Abgleich (IDA) entwickelt [4]. Darüber hinaus erfordert eine erfolgreiche Schmerztherapie das pharmakologische Hintergrundwissen über Wirkungen und vor allen Dingen Wechselwirkungen der empfohlenen Substanzen, Erfahrung in der Anwendung der im Folgenden beschriebenen Methoden und die Bereitschaft zur interdisziplinären Zusammenarbeit.

Literatur

Dr. med. Jens Keßler

Klinik für Anaesthesiologie der Universität Heidelberg
Überregionales Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin

Im Neuenheimer Feld 131
69120 Heidelberg

Phone: +49 6221 56 5161

Fax: +49 6221 56 4399

Email: jens.kessler@med.uni-heidelberg.de